Eröffnung des Literaturfestivals „Worte bewegen“

im Stieglerhaus in St. Stefan ob Stainz

Ende September 2024 verwandelte sich St. Stefan ob Stainz in der idyllischen Weststeiermark erneut in ein Zentrum der deutschsprachigen Literatur. Zum dritten Mal fand das Literaturfestival „Worte bewegen“ statt, das von der Stieglerhaus – Gemeinnützigen Privatstiftung organisiert wurde. Das Kulturzentrum, das sich zunehmend als wichtiger Ort für literarische und kulturelle Begegnungen etabliert, bot vom 27. bis 29. September 2024 eine Plattform für Autor:innen, Leser:innen und Literaturkritiker:innen.

Die feierliche Eröffnung des Festivals fand am Freitagabend um 19:00 Uhr im Saal des Stieglerhauses statt. Vorangegangen war ein exklusives Meet & Greet zwischen den geladenen und nominierten Autor:innen sowie der hochkarätig besetzten Jury, die am Ende des Festivals drei herausragende deutschsprachige Erzählungen prämierte. Die Jury bestand aus dem Juryvorsitzenden Dr. Gerwig Epkes, der Literaturkritikerin Dr.in Daniela Strigl von der Universität Wien und Nicola Steiner, Leiterin des Literaturhaus Zürich.

Eröffnung durch August Schmölzer

Eröffnungsrede August Schmölzer, Vorstandsvorsitzender,
Foto: Michael Sticher, fotografist.at

August Schmölzer, Vorstandsvorsitzender und Initiator des Stieglerhauses, eröffnete das Festival mit einer Rede, in der er die Bedeutung der Literaturförderung betonte. Besonders hob er die Förderung von Literatur für junge Menschen hervor und verwies auf erfolgreiche Projekte des Kulturzentrums wie die Kinderzeitung und die Schreibwerkstatt. Schmölzer erklärte, dass das Stieglerhaus auf die kontinuierliche Unterstützung der deutschsprachigen Literaturszene setze, wobei der Fokus auf die Erzählung als literarische Gattung liege. „Die Erzählung“, so Schmölzer, „ist eine konzentrierte Textform, prägnant und konsequent, sie kommt auf den Punkt.“

Ein Höhepunkt der Eröffnung war die Rede des künstlerischen Leiters Stefan Gmünder, der 2021 mit dem Österreichischen Staatspreis für Literaturkritik ausgezeichnet wurde. Gmünder griff in seiner Rede die Frage nach der Bedeutung von Literatur auf, indem er auf den Roman „Eikan, du bist spät“ von Adolf Muschg verwies. Er beschrieb Literatur als ein Mittel, mit dem Vergangenen umzugehen und die Möglichkeit zu schaffen, Dinge neu zu erzählen – und damit Alternativräume zu eröffnen. „Literatur erzählt nie die Geschichte, sie erzählt eine Geschichte“, betonte Gmünder und unterstrich, wie Erzählungen, besonders in ihrer komprimierten Form, uns die Perspektivenvielfalt vor Augen führen.

Stefan Gmünder, künstlerischer Leiter Literaturfestival 2024 
Foto: Michael Sticher, fotografist.at

Norbert Gstrein

Lesung Norbert Gstrein
Foto: Michael Sticher, fotografist.at

Das Festival „Worte bewegen“ bot neben Lesungen renommierter Autor:innen wie Norbert Gstrein und Verena Roßbacher auch Raum für Begegnungen zwischen den Schreibenden und ihrem Publikum. Der Schriftsteller Norbert Gstrein, der 1988 mit seiner Erzählung „Einer“ in die Literaturwelt eintrat, nahm in seiner Lesung das Publikum mit auf eine Reise durch seine erzählerische Vielfalt. Gstrein, der als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren unserer Zeit gilt, beeindruckte durch seine sprachliche Präzision und die tiefgründigen Fragestellungen, die in seinen Texten mitschwingen.

Das Stieglerhaus war am Festivalwochenende ein inspirierender Ort der Literatur, der Begegnung und des Austauschs. Es zeigte einmal mehr, dass das Stieglerhaus nicht nur ein lokaler, sondern ein wichtiger literarischer Sammelpunkt im deutschsprachigen Raum ist. Die Stärkung der Erzählkunst, das Öffnen von Perspektiven und das Eintauchen in Geschichten: „Worte bewegen“ setzte diese Themen in den Mittelpunkt und bewies, dass Literatur, wie Gmünder es formulierte, nicht nur Erinnerung speichert, sondern auch die Möglichkeit eröffnet, immer wieder neu zu erzählen.